Bernardo Bellotto wurde am 20. Mai 1722 in Venedig geboren und stammte aus einer bekannten Künstlerfamilie. Sein Onkel war kein Geringerer als der berühmte Vedutenmaler Giovanni Antonio Canal, besser bekannt als Canaletto. In dessen Werkstatt wurde Bellotto früh ausgebildet und lernte die Technik der perspektivisch exakten Stadtansichten. Bereits mit 16 Jahren wurde er in die venezianische Malerzunft aufgenommen und entwickelte sich rasch zu einem eigenständigen Künstler, auch wenn sein Stil dem seines Onkels zunächst sehr ähnlich blieb.
Zwischen 1738 und 1742 entstanden rund 300 Werke von Bellotto, ein beachtliches Pensum, das seine technische Präzision und Produktivität unter Beweis stellte. Er übernahm später sogar den Künstlernamen seines Onkels, was zu einer bis heute andauernden Verwechslung ihrer Werke führte. Trotz der stilistischen Nähe war Bellottos Malweise oft kontrastreicher, mit dramatischerem Licht und größerem Interesse an topografischer Genauigkeit – was seine Bilder zu wertvollen historischen Dokumenten macht.
Während einer Reise durch Italien konnte Bellotto sich erstmals von der künstlerischen Dominanz seines Onkels lösen. Seine Aufenthalte in Städten wie Florenz, Rom und Verona nutzte er, um eigene Eindrücke in zahlreichen Zeichnungen festzuhalten. Diese Phase markierte einen wichtigen Wendepunkt in seiner Entwicklung: Bellotto trat aus dem Schatten Canalettos heraus und begann, einen eigenständigen Stil zu formen, der später vor allem durch seine Arbeiten in Dresden, Wien, München und Warschau großen Einfluss erlangte.
Bernardo Bellotto starb am 17. Oktober 1780 in Warschau an einem Gehirnschlag. Bis zuletzt war er als Hofmaler des polnischen Königs Stanisław II. tätig. Seine detailgenauen Stadtansichten sind heute nicht nur kunsthistorisch bedeutsam, sondern dienten nach dem Zweiten Weltkrieg auch als wichtige Vorlage für den Wiederaufbau zerstörter Stadtteile, etwa in Warschau. Bellotto hinterließ ein beeindruckendes Werk, das ihn als einen der bedeutendsten Vedutenmaler Europas ausweist.
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